"Sandra E.." / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc-nd) |
Vor 24 Jahren, 245 Tagen, 23 Stunden und 34 Minuten fiel die
Berliner Mauer.
Vor 19 Jahren, 356 Tagen, 7 Stunden und 13 Minuten bin ich
geboren.
Dazwischen liegen 5 Jahre, 111 Tage, 16 Stunden und 21
Minuten.
Nur 3,8 Kilometer trennen meinen Geburtsort vom Grenzübergang
der Bornholmer Straße, an dem die ersten Ostberliner am 9. November 1989 die
Grenze überschreiten konnten.
Geboren in der einstigen Zone. Aufgewachsen bei zwei
Ostberlinern, die beide ihre eigene DDR-Geschichte mit sich tragen. Ein Kind
der Deutschen Freiheit.
Doch was bleibt von der Vergangenheit der Eltern, ganzen
Generationen, der Stadt, dem ganzen Land, das einst starb und wiedergeboren
ist?
Ein graues Gestern liegt hinter uns, heller als Schwarz, doch
dunkler als Weiß.
Das Grau des Ostens. Bilder von heruntergekommenen Häusern,
Fabriken und Straßen setzen sich zu einem Abbild von vergangener Wirklichkeit
zusammen. „Es waren wohl die schönsten Graus der Welt“, erinnert sich die
Ostfotografin, Helga Paris, wenn sie an das damalige Halle denkt. Dass sie
viele dieser Fotos wahrscheinlich nicht öffentlich zeigen konnte, dessen war
sie sich bewusst, denn die Angst war damals die größte Zensur.
„Mode sollte so fotografiert sein, als könnte es auf der
ganzen Welt sein, nur nicht im Osten“ berichtet Sibylle Bergemann,
Modefotografin in der DDR.
Die Realität musste verschönt werden, um das hübsche Bild
des Ostens aufrecht zu erhalten und jegliche Kritik im Keim zu ersticken.
Unvorstellbar in unserer heutigen Gesellschaft, in der wir uns nicht mal mehr
von Nacktheit schockieren lassen.
Laut Michael Ehrenreich aus der Sonnenallee, hatte das
Ministerium für Staatsangelegenheit den wohl schönsten Beruf des Ostens. „Es
gibt nichts Offizielles, doch man munkelt von einer Dienststelle, die sich den
ganzen Tag die heißen Scheiben reinziehen, um sie dann zu verbieten, denn sie
verbieten hier gern und viel“ mit diesem
Kommentar von Michael wird der Spielfilm „Sonnenallee“ eingeleitet.
Währenddessen sitzt er in seinem Kinderzimmer mit typisch bunt tapezierten
Wänden auf denen Poster von Poplegenden thronen und überspielt ein verbotenes
Lied.
Wir fühlen uns in den Osten zurückversetzt, wenn wir bei
YouTube aufgrund der GEMA, plötzlich unser Lieblingsvideo nicht mehr anschauen
dürfen. In der Schule spaßten wir herum, dass Greta auf der Mauer geboren sei,
da ihr Vater aus Leipzig und ihre Mutter aus Mainz kamen. Wir lauschten gebannt
unserer Geschichtslehrerin, als die das Lehrbuch aus der Hand gab und von
schnüffelnden Hunden unter den Zügen erzählte, die nach Ostflüchtlingen suchten
und sie sich fragte: „Und da fährst du wieder hin und da bist du zuhause?“
"Maxi
milian" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc-nd) |
Obama spricht auf der östlichen Seite des Brandenburger Tors
von zerrissenen Ketten und der Stadt der Hoffnung.
Es bleiben Bilder und Geschichten von unseren Eltern, ganzen
Generationen, Städten und ein Land, das starb und vereint wiedergeboren ist.
Ich gehöre nicht zur Nachkriegsgeneration, sondern zur
Nachmauerfallgeneration.
Vor 24 Jahren, 245 Tagen, 23 Stunden und 34 Minuten fiel die
Berliner Mauer.
Vor 19 Jahren, 356 Tagen, 7 Stunden und 13 Minuten bin ich
geboren.
Dazwischen liegen 5 Jahre, 111 Tage, 16 Stunden und 24
Minuten.
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