Dienstag, 26. August 2014

365 Tage Kiwi

 
 
Ein Interview mit einer ehemaligen Work&Travellerin
 

Tapotupotu Bay nahe Cape Reinga - Nordinsel
Quelle: Evelyn N.

Als Work&Traveller benötigt man vor allem Eines: Zeit! Dass aber noch einiges mehr zu einem gelungenen Aufenthalt im fremden Land gehört, berichtet uns Evelyn N. die das „Land der langen weißen Wolke“, auch als Neuseeland bekannt, bereiste.

 
 
Sophie: Wieso hast du dich für Neuseeland entschieden?
Evelyn: „Neuseeland war für mich schon immer ein Land der besonderen Art. Wie vielleicht bei anderen auch, wurde meine Leidenschaft für Neuseeland durch die Herr der Ringe Trilogie entfacht. Die Vielfältigkeit der Natur, die gegensätzlicher nicht sein kann, macht für mich Neuseeland aus. Hier ein wunderschöner weißer, paradiesischer Strand und ein paar Meilen weiter schroffe Berglandschaft, einfach magisch.“ Aber auch der Artenreichtum, der von kleinen flugunfähigen Vögeln bis zu großen Meeressäugern reicht, war ein Grund für mich das Land zu bereisen.
 
Tapotupotu Bay nahe Cape Reinga - Nordinsel
Quelle: Evelyn N.
Sophie: Wie hast du dich auf den Work&Travel Aufenthalt vorbereitet?
Evelyn: „Einen Work&Travel Aufenthalt im Ausland zu organisieren ist mit sehr viel Aufwand verbunden und kostet oft viel Zeit und Nerven. Um nicht schon gestresst ins „neue Land“ einzureisen, ließ ich mir von einer Organisation helfen, die Auslandsaufenthalte betreut. Diese buchte z. B. meinen Flug, klärte erste Übernachtungsmöglichkeiten im fremden Land und gab mir eine Hilfestellung bei der Visabeantragung. Außerdem half mir die Organisation vor Ort bei der Jobsuche und bot mir ganztägigen Internetzugang zur selbständigen Recherche. Ganz wichtig ist die Beantragung der Steuernummer und natürlich die Eröffnung eines eigenen Bankkontos, auf dem die Massen an verdientem Geld dann gehortet werden…;-) Vor der Reise genügend Geld sparen, um im Falle einer Jobflaute überleben zu können, sollte man auch.
 
Sophie: Was empfiehlt sich vor der großen Reise noch zu tun?
Evelyn: „Ich studierte förmlich jede Webseite, auf der Infos über Neuseeland zu finden waren. Kaufte mir mehrere Reiseführer-sehr empfehlenswert ist in diesem Fall der „Lonely Planet“ sowie erste Landkarten, auf denen ich schon vorab die Plätze markierte, die ich unbedingt besuchen wollte. Ich recherchierte zudem verschiedene Busunternehmen, die sowohl auf der Nord- als auch auf der Südinsel verkehren. Vor der Abreise war mir klar, dass ich Neuseelands urige Natur durch und durch kennenlernen wollte und richtete mich sozusagen auf einen langen Wanderurlaub ein. Mit durfte nur was praktisch, warm, nützlich und leicht ist, alles Überflüssige blieb Zuhause. Die wichtigsten Begleiter in meinem Fall – geräumiger Backpack, bequeme Wanderschuhe, warmer Schlafsack plus Zelt.
 
Queen-Charlotte Sound - Südinsel
Quelle: Evelyn N.
Sophie: Wie war die erste Zeit als Neuankömmling im fremden Land?
Evelyn: „Ein typischer Tagesablauf sah bei mir die ersten drei Wochen folgendermaßen aus: Aufstehen und für Frühstück sorgen – frisch gebrühter neuseeländischer Kaffee schmeckt einfach lecker, danach ab ins Internet – Mails checken, Stellenanzeigen durchforsten und Unternehmen abtelefonieren…dann ein bisschen Sigthseeing in Auckland, danach wieder Jobsuche im Internet. Ein Tipp von mir: Hartnäckig bleiben, ruhig die Unternehmen öfter anrufen und sich nicht von einer Absage entmutigen lassen! Jobsuche braucht Zeit, auch am anderen Ende der Welt…“
 
Sophie: Welchen Jobs bist du in Neuseeland nachgegangen?
Evelyn: „Meinen ersten Job ergatterte ich in einem Kiwi-Packhaus als Kiwi und Avocado-Packer. Die Arbeit war anfangs recht gewöhnungsbedürftig. Ausgestattet mit Haarnetz, Schürze und Handschuhen untersuchte ich die Kiwis nach Makeln, indem ich sie durch meine Finger drehte. Ich arbeitete rund acht Stunden am Tag und verdiente für Backpackerverhältnisse recht gutes Geld, welches mir die nächsten Touren ermöglichte. Meinen Sommerjob hatte ich auf einer Apfelplantage, auf welcher ich für das Ausdünnen der Apfelbäume verantwortlich war. Ich zeltete direkt auf der Apfelfarm, hatte es also nicht weit zur Arbeit;-) Außerdem war ich als Traubenpflücker tätig, auf einem Weinberg mit grandiosem Blick über ganz Otago und als Zimmermädchen in einem kleinen Motel in Napier an der Hawke’s Bay.
 
Surfspot Raglan - Nordinsel
Quelle: Evelyn N.
Sophie: Wie hast du während deiner Auslandszeit gewohnt?
Evelyn: „Während der kälteren Monate wohnte ich in Jugendherbergen oder besser gesagt in Hostels. Diese sind über das ganze Land verteilt und bieten einem eine Unterkunft zu günstigen Preisen. Die meiste Zeit allerdings übernachtete ich in meinem Zelt, was natürlich viel billiger kam und einem mehr Privatsphäre bot. Viele Hostels bieten außerdem die Möglichkeit direkt im Garten zu zelten.
 
Sophie: Was fandest du besonders toll?
Evelyn: „Toll an Neuseeland fand ich die vielfältigen Freizeitmöglichkeiten. Eine super Erfahrung war das Surfen im Pazifik, das Raften auf dem Kaituna-River bei Rotorua, das Kayaken im Milford-Sound, das Segeln in den Bay of Islands und natürlich das Schwimmen mit den kleinsten Delfinen der Welt in Akaroa, in der Nähe von Christchurch. Sport wird in Neuseeland groß geschrieben, davon habe ich mich anstecken lassen…rückblickend war es ein sehr sportliches Jahr!
 
Sophie: Gab es gar nichts Negatives?
Evelyn: „Natürlich hatte ich sehr großes Heimweh, nicht nur zu Anfang, sondern eigentlich das ganze Jahr über. Man lernte aber damit umzugehen und sich durch verschiedene Aktionen davon abzulenken. Neuseeland ist immer eine Reise wert und deshalb schwor ich mir auf jeden Fall nochmal in dieses wunderschöne Land zu reisen. Ein Work&Travel Aufenthalt ist für mich aber leider nicht mehr möglich, da dieser nur einmal im Leben beantragt werden kann…Dies finde ich sehr, sehr schade. Aber wie auch immer, New Zealand…I will come back!
 
Opotiki - Nordinsel
Quelle: Evelyn N.
Sophie: Was rätst du Anderen, die auch einen Work & Travel Aufenthalt am anderen Ende der Welt planen?
Evelyn: „Nicht unbedingt alleine diese weite Reise antreten! Zu zweit ist es viel schöner und außerdem sicherer, auch wenn Neuseeland im Vergleich zu anderen Ländern mit das Sicherste ist. Außerdem rate ich davon ab, viele Wertgegenstände wie Laptop usw. mitzunehmen, bei vielen Backpackern war der Ärger groß, als diese entwendet wurden. Ganz wichtig: Sich in Deutschland um eine Kreditkarte kümmern, denn nur mit dieser können Betten im Hostel reserviert und Plätze im Bus gebucht werden. Zudem empfiehlt es sich, meiner Meinung nach Lebensläufe schon in Deutschland zu übersetzen und mitzunehmen, um diese bei Jobangeboten sofort parat zu haben. Ein letzter Tipp: Genau überlegen, was für Klamotten man braucht – lieber weniger einpacken. Wer ohne Organisation nach Neuseeland reist, muss unbedingt eine Auslandskrankenversicherung abschließen, erspart im Notfall viel Geld und Ärger…nicht vergessen!
 
Sophie: Und wie waren die Neuseeländer?
Evelyn: „ Die Neuseeländer sind sehr nette Menschen, die einem gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen. Kiwis sind außerdem sehr interessiert an anderen Kulturen und Ländern und fragen einem förmlich ein Loch in den Bauch.
 
Sophie: Danke für diese interessanten Infos und die tollen Bilder!
Evelyn: „Es bereitet mir immer wieder Freude meine Erfahrungen weiterzugeben;-) Also auch danke an dich!

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