Ein Interview mit einer ehemaligen Work&Travellerin
Tapotupotu Bay nahe Cape Reinga - Nordinsel Quelle: Evelyn N. |
Als Work&Traveller benötigt man vor allem Eines: Zeit! Dass aber
noch einiges mehr zu einem gelungenen Aufenthalt im fremden Land gehört, berichtet
uns Evelyn N. die das „Land der langen weißen Wolke“, auch als Neuseeland
bekannt, bereiste.
Sophie: Wieso hast du dich für Neuseeland entschieden?
Sophie: Wie hast du dich auf den Work&Travel Aufenthalt
vorbereitet?
Evelyn: „Neuseeland war für mich schon immer ein Land der besonderen
Art. Wie vielleicht bei anderen auch, wurde meine Leidenschaft für Neuseeland
durch die Herr der Ringe Trilogie entfacht. Die Vielfältigkeit der Natur, die
gegensätzlicher nicht sein kann, macht für mich Neuseeland aus. Hier ein
wunderschöner weißer, paradiesischer Strand und ein paar Meilen weiter schroffe
Berglandschaft, einfach magisch.“ Aber auch der Artenreichtum, der von kleinen
flugunfähigen Vögeln bis zu großen Meeressäugern reicht, war ein Grund für mich
das Land zu bereisen.
Tapotupotu Bay nahe Cape Reinga - Nordinsel Quelle: Evelyn N. |
Evelyn: „Einen Work&Travel Aufenthalt im Ausland zu organisieren
ist mit sehr viel Aufwand verbunden und kostet oft viel Zeit und Nerven. Um
nicht schon gestresst ins „neue Land“ einzureisen, ließ ich mir von einer
Organisation helfen, die Auslandsaufenthalte betreut. Diese buchte z. B. meinen
Flug, klärte erste Übernachtungsmöglichkeiten im fremden Land und gab mir eine
Hilfestellung bei der Visabeantragung. Außerdem half mir die Organisation vor
Ort bei der Jobsuche und bot mir ganztägigen Internetzugang zur selbständigen
Recherche. Ganz wichtig ist die Beantragung der Steuernummer und natürlich die
Eröffnung eines eigenen Bankkontos, auf dem die Massen an verdientem Geld dann
gehortet werden…;-) Vor der Reise genügend Geld sparen, um im Falle einer Jobflaute
überleben zu können, sollte man auch.
Sophie: Was empfiehlt sich vor der großen Reise noch zu tun?
Evelyn: „Ich studierte förmlich jede Webseite, auf der Infos über
Neuseeland zu finden waren. Kaufte mir mehrere Reiseführer-sehr empfehlenswert ist
in diesem Fall der „Lonely Planet“ sowie erste Landkarten, auf denen ich schon
vorab die Plätze markierte, die ich unbedingt besuchen wollte. Ich
recherchierte zudem verschiedene Busunternehmen, die sowohl auf der Nord- als
auch auf der Südinsel verkehren. Vor der Abreise war mir klar, dass ich
Neuseelands urige Natur durch und durch kennenlernen wollte und richtete mich
sozusagen auf einen langen Wanderurlaub ein. Mit durfte nur was praktisch,
warm, nützlich und leicht ist, alles Überflüssige blieb Zuhause. Die
wichtigsten Begleiter in meinem Fall – geräumiger Backpack, bequeme
Wanderschuhe, warmer Schlafsack plus Zelt.
Queen-Charlotte Sound - Südinsel Quelle: Evelyn N. |
Sophie: Wie war die erste Zeit als Neuankömmling im fremden Land?
Evelyn: „Ein typischer Tagesablauf sah bei mir die ersten drei Wochen
folgendermaßen aus: Aufstehen und für Frühstück sorgen – frisch gebrühter
neuseeländischer Kaffee schmeckt einfach lecker, danach ab ins Internet – Mails
checken, Stellenanzeigen durchforsten und Unternehmen abtelefonieren…dann ein
bisschen Sigthseeing in Auckland, danach wieder Jobsuche im Internet. Ein Tipp
von mir: Hartnäckig bleiben, ruhig die Unternehmen öfter anrufen und sich nicht
von einer Absage entmutigen lassen! Jobsuche braucht Zeit, auch am anderen Ende
der Welt…“
Sophie: Welchen Jobs bist du in Neuseeland nachgegangen?
Evelyn: „Meinen ersten Job ergatterte ich in einem Kiwi-Packhaus als
Kiwi und Avocado-Packer. Die Arbeit war anfangs recht gewöhnungsbedürftig.
Ausgestattet mit Haarnetz, Schürze und Handschuhen untersuchte ich die Kiwis
nach Makeln, indem ich sie durch meine Finger drehte. Ich arbeitete rund acht
Stunden am Tag und verdiente für Backpackerverhältnisse recht gutes Geld,
welches mir die nächsten Touren ermöglichte. Meinen Sommerjob hatte ich auf einer
Apfelplantage, auf welcher ich für das Ausdünnen der Apfelbäume verantwortlich
war. Ich zeltete direkt auf der Apfelfarm, hatte es also nicht weit zur
Arbeit;-) Außerdem war ich als Traubenpflücker tätig, auf einem Weinberg mit
grandiosem Blick über ganz Otago und als Zimmermädchen in einem kleinen Motel
in Napier an der Hawke’s Bay.
Surfspot Raglan - Nordinsel Quelle: Evelyn N. |
Sophie: Wie hast du während deiner Auslandszeit gewohnt?
Evelyn: „Während der kälteren Monate wohnte ich in Jugendherbergen oder
besser gesagt in Hostels. Diese sind über das ganze Land verteilt und bieten
einem eine Unterkunft zu günstigen Preisen. Die meiste Zeit allerdings
übernachtete ich in meinem Zelt, was natürlich viel billiger kam und einem mehr
Privatsphäre bot. Viele Hostels bieten außerdem die Möglichkeit direkt im
Garten zu zelten.
Sophie: Was fandest du besonders toll?
Evelyn: „Toll an Neuseeland fand ich die vielfältigen
Freizeitmöglichkeiten. Eine super Erfahrung war das Surfen im Pazifik, das
Raften auf dem Kaituna-River bei Rotorua, das Kayaken im Milford-Sound, das
Segeln in den Bay of Islands und natürlich das Schwimmen mit den kleinsten
Delfinen der Welt in Akaroa, in der Nähe von Christchurch. Sport wird in
Neuseeland groß geschrieben, davon habe ich mich anstecken lassen…rückblickend
war es ein sehr sportliches Jahr!
Sophie: Gab es gar nichts Negatives?
Evelyn: „Natürlich hatte ich sehr großes Heimweh, nicht nur zu Anfang,
sondern eigentlich das ganze Jahr über. Man lernte aber damit umzugehen und
sich durch verschiedene Aktionen davon abzulenken. Neuseeland ist immer eine
Reise wert und deshalb schwor ich mir auf jeden Fall nochmal in dieses
wunderschöne Land zu reisen. Ein Work&Travel Aufenthalt ist für mich aber
leider nicht mehr möglich, da dieser nur einmal im Leben beantragt werden kann…Dies
finde ich sehr, sehr schade. Aber wie auch immer, New Zealand…I will come back!
Opotiki - Nordinsel Quelle: Evelyn N. |
Sophie: Was rätst du Anderen, die auch einen Work & Travel
Aufenthalt am anderen Ende der Welt planen?
Evelyn: „Nicht unbedingt alleine diese weite Reise antreten! Zu zweit
ist es viel schöner und außerdem sicherer, auch wenn Neuseeland im Vergleich zu
anderen Ländern mit das Sicherste ist. Außerdem rate ich davon ab, viele
Wertgegenstände wie Laptop usw. mitzunehmen, bei vielen Backpackern war der
Ärger groß, als diese entwendet wurden. Ganz wichtig: Sich in Deutschland um
eine Kreditkarte kümmern, denn nur mit dieser können Betten im Hostel
reserviert und Plätze im Bus gebucht werden. Zudem empfiehlt es sich, meiner
Meinung nach Lebensläufe schon in Deutschland zu übersetzen und mitzunehmen, um
diese bei Jobangeboten sofort parat zu haben. Ein letzter Tipp: Genau
überlegen, was für Klamotten man braucht – lieber weniger einpacken. Wer ohne
Organisation nach Neuseeland reist, muss unbedingt eine Auslandskrankenversicherung
abschließen, erspart im Notfall viel Geld und Ärger…nicht vergessen!
Sophie: Und wie waren die Neuseeländer?
Evelyn: „ Die Neuseeländer sind sehr nette Menschen, die einem gerne
mit Rat und Tat zur Seite stehen. Kiwis sind außerdem sehr interessiert an anderen
Kulturen und Ländern und fragen einem förmlich ein Loch in den Bauch.
Sophie: Danke für diese interessanten Infos und die tollen Bilder!
Evelyn: „Es bereitet mir immer wieder Freude meine Erfahrungen
weiterzugeben;-) Also auch danke an dich!
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