Das Schauspiel Leipzig lässt „Othello“ zwischen damals und
heute balancieren.
Schwarz. Schwarze Wände, Schwarzer Boden, Schwarzer Himmel,
schwarzer Othello.
Nachts. Das Wasser im Springbrunnen steht still. Othellos
Knöcheln versinken im Wasser. Er ruht fest in der Mitte des Brunnens bis der
Morgen anbricht und das Wasser beginnen wird zu sprudeln.
Es ist der Abend des 12. März 2014 im Schauspiel Leipzig.
Die Inszenierung des Othellos nach Christopher Mehler balanciert zwischen
altertümlichen Textgrundlange und moderner Umsetzung.
Dunkelheit umhüllt Othello, nur sein Körper und seine Gesten
sind schemenhaft erkennbar. Er steht im Schatten seiner heimlich vermählten
Desdemonas.
Weiß. Weiße Rückwand, weiße Hemden, weiße Bierdosen, weiße
Desdemona. Vergöttert und verdammt zugleich. Othello, der General, scheint
unnahbar, ein Außenseiter mit Ansehen. Niemand, ausgenommen seiner Frau,
betritt das ihm umgebene Wasser, welches eine klare Distanz zwischen dem
General und den anderen Akteuren schafft.
Bis Othello von Jagos Spiel, der Eifersucht, aufgefressen wird und ins
Licht tritt. Ein weißer Othello überzeugt in der Darstellungsweise des
eigentlichen Mohrs (mittelalterliche Bezeichnung für dunkle Hautfarbe). Einmal
probiert, wie Adam von der verbotenen Frucht, schämt sich Othello seiner animalischen
Männlichkeit und verdeckt sein Glied, doch nichts und niemand kann ihm noch in
seinem Eifersuchtswahn stoppen.
Es wäre nicht Theater, wenn lediglich entblößte Gliedmaßen auf
der Bühne gezeigt werden, das Blut fehlt. Das kommt noch zugleich mit einer
geballten Ladung Konfetti. In dieser Szene beweisen der seines Amtes enthobene
Leutnant Cassio (Felix Axel Preißler), der Edelmann Roderigo (Hartmut Neuber)
und der rachlustige Fähnrich Jago (Mathis Reinhardt) dass die über 400 Jahre
alte Tragödie zum Lachen anstiften kann. Genauso überzeugt die wollüstige
Freundin Desdemona mit ihrer taffen Art und spielt damit regelrecht den einen
oder anderen Kollegen an die Wand.
Klare und einfache Formen finden sich in der Gestaltung der
Bühne, Kostüme und Sprache wieder – ein Gegensatz zum Seelenabgründen und
Eifersuchtswahn.
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