Die Insel - Ein Film für fast jeden
Der ehemalige Werbefilmer
Bay hat versucht ein Endzeitdrama mit Tiefgang zu erschaffen, was ihm durch
eine strikte Trennung in zwei Hälften auf eine etwas unkonventionelle Art und
Weise gelungen ist.
Im nicht allzu entfernten Jahr 2019 spielt der, 2005 von Michael Bay produzierte, Action-Thriller „Die Insel“.
In der ersten Hälfte des Films werden die beiden Hauptcharaktere
Lincoln Six Echo (Ewan McGregor, "Star Wars" Hexalogie, "Moulin Rouge") und Jordan Two Delta (Scarlett Johansson, "Lucy", "The Spirit")
vorgestellt, die zusammen mit einigen tausend anderen Glücklichen eine
Katastrophe überlebt haben und nur in einer unterirdischen Anlage ihr monoton
organisiertes Leben fristen können. Einziger Hoffnungsschimmer scheint die "Insel" zu sein. Der letzte nicht
verseuchte Ort auf Erden, auf die man nur als Gewinner der täglichen Lotterie
kommen kann.
Der neugierige Lincoln scheint der Einzige zu sein, der
diese Lebensweise hinterfragt und findet bei einer Exkursion in den
Luftschächten die erschreckende Wahrheit heraus.
Sie alle sind Klone von reichen Menschen und werden im Falle
als menschliches Ersatzteillager ausgeschlachtet. Schockiert von dieser
Erkenntnis flüchtet er zusammen mit der zunächst verwirrten Jordan vor deren
Hinrichtung, als diese in der Lotterie gewinnt.
Ab hier bricht Bay mit dem Ausbau der charakterlichen
Eigenschaften und dem Aufbau einer dramatischen Atmosphäre, die nach
moralischen Hinterfragungen schreit.
Er wendet sich wieder seinen filmerischen Wurzeln zu, wobei
Action Freunde voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Weder Verfolgungsjagden
auf amerikanischen Highways, noch visuell eindrucksvolle Explosionen fehlen im
weiteren Verlauf des Films.
Jordan und Lincoln werden von den Drahtziehern des
Klonprojektes, auf der Suche nach ihren realen Vorbildern erbarmungslos gejagt.
Auf ihrem Aufklärungsfeldzug begegnen sie allerlei Menschentypen und sind auch
sonst sehr erstaunt über die reale Welt.
Bays Filmen geht meist ein negativer Ruf voraus. In Action
und Explosionsartigen Blockbustern wie "Armageddon"
und "Transformers" sucht man vergeblich
nach einer Botschaft, das ist bei "Die
Insel" anders. Dennoch scheint der Film selbst nicht genau zu wissen ob er
dem Lager der anspruchsvollen Fernsehkultur oder dem unkontrollierten
Explosions-Hau-Drauf angehören möchte. Dies scheint wohl auch ein Punkt zu sein,
weswegen der Film eher spärlich vom Publikum akzeptiert wurde. Für Action-Fans
lief er auf Sparflamme und doch war zu wenig moralisch/medizinischer Input,
über die Möglichkeit des Klonens von Menschen, als dass sich darüber eine
fachliche Diskussion führen ließe.
Unentschlossen welche Zielgruppe er ansprechen möchte,
schießt der Film in das schwarze Nichts zwischen Anspruch und Aktion. Er hat zudem
ein paar Logikfehler und strotzt vor Schleichwerbung und doch sollte man den
Wert der Geschichte nicht mindern.
Großartige Schauspieler und eine fragwürdige
Zukunftsphantasie, die nicht einmal so fern der Realität ist, lässt manch einem
einen kalten Schauer über den Rücken laufen.
Fazit: Wer nicht mit der Lupe ins Kino geht und nach Fehlern
sucht, kann sich mit "Die Insel" 130
min lang den Tag versüßen und auch einmal mit einer nur leicht bekömmlichen
Moral aus der Geschicht‘ vom Sofa aufstehen. Sehenswert für alle die sich gerne
einmal zwischen den Schubladen der Kino- und Filmindustrie aufhalten möchten.