Donnerstag, 6. November 2014

Zwischen den Schubladen der Filmeindustrie

Die Insel - Ein Film für fast jeden


Der ehemalige Werbefilmer Bay hat versucht ein Endzeitdrama mit Tiefgang zu erschaffen, was ihm durch eine strikte Trennung in zwei Hälften auf eine etwas unkonventionelle Art und Weise gelungen ist.

Im nicht allzu entfernten Jahr 2019 spielt der, 2005 von Michael Bay produzierte, Action-Thriller „Die Insel“. 


In der ersten Hälfte des Films werden die beiden Hauptcharaktere Lincoln Six Echo (Ewan McGregor, "Star Wars" Hexalogie, "Moulin Rouge") und Jordan Two Delta (Scarlett Johansson, "Lucy", "The Spirit") vorgestellt, die zusammen mit einigen tausend anderen Glücklichen eine Katastrophe überlebt haben und nur in einer unterirdischen Anlage ihr monoton organisiertes Leben fristen können. Einziger Hoffnungsschimmer scheint die "Insel" zu sein. Der letzte nicht verseuchte Ort auf Erden, auf die man nur als Gewinner der täglichen Lotterie kommen kann.

Der neugierige Lincoln scheint der Einzige zu sein, der diese Lebensweise hinterfragt und findet bei einer Exkursion in den Luftschächten die erschreckende Wahrheit heraus.

Sie alle sind Klone von reichen Menschen und werden im Falle als menschliches Ersatzteillager ausgeschlachtet. Schockiert von dieser Erkenntnis flüchtet er zusammen mit der zunächst verwirrten Jordan vor deren Hinrichtung, als diese in der Lotterie gewinnt.

Ab hier bricht Bay mit dem Ausbau der charakterlichen Eigenschaften und dem Aufbau einer dramatischen Atmosphäre, die nach moralischen Hinterfragungen schreit.

Er wendet sich wieder seinen filmerischen Wurzeln zu, wobei Action Freunde voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Weder Verfolgungsjagden auf amerikanischen Highways, noch visuell eindrucksvolle Explosionen fehlen im weiteren Verlauf des Films.

Jordan und Lincoln werden von den Drahtziehern des Klonprojektes, auf der Suche nach ihren realen Vorbildern erbarmungslos gejagt. Auf ihrem Aufklärungsfeldzug begegnen sie allerlei Menschentypen und sind auch sonst sehr erstaunt über die reale Welt.

Bays Filmen geht meist ein negativer Ruf voraus. In Action und Explosionsartigen Blockbustern wie "Armageddon" und "Transformers" sucht man vergeblich nach einer Botschaft, das ist bei "Die Insel" anders. Dennoch scheint der Film selbst nicht genau zu wissen ob er dem Lager der anspruchsvollen Fernsehkultur oder dem unkontrollierten Explosions-Hau-Drauf angehören möchte. Dies scheint wohl auch ein Punkt zu sein, weswegen der Film eher spärlich vom Publikum akzeptiert wurde. Für Action-Fans lief er auf Sparflamme und doch war zu wenig moralisch/medizinischer Input, über die Möglichkeit des Klonens von Menschen, als dass sich darüber eine fachliche Diskussion führen ließe.

Unentschlossen welche Zielgruppe er ansprechen möchte, schießt der Film in das schwarze Nichts zwischen Anspruch und Aktion. Er hat zudem ein paar Logikfehler und strotzt vor Schleichwerbung und doch sollte man den Wert der Geschichte nicht mindern.
Großartige Schauspieler und eine fragwürdige Zukunftsphantasie, die nicht einmal so fern der Realität ist, lässt manch einem einen kalten Schauer über den Rücken laufen.


Fazit: Wer nicht mit der Lupe ins Kino geht und nach Fehlern sucht, kann sich mit "Die Insel" 130 min lang den Tag versüßen und auch einmal mit einer nur leicht bekömmlichen Moral aus der Geschicht‘ vom Sofa aufstehen. Sehenswert für alle die sich gerne einmal zwischen den Schubladen der Kino- und Filmindustrie aufhalten möchten.