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Donnerstag, 19. Juni 2014

Tonga - Von Königen und armen Schweinen Teil 1 von 2


7.12.2007, Nuku’alofa – Tongatapu. Koordinaten: 21°8’S, 175° 12’W, Höhe über dem Meeresspiegel: 3m. Nach einem Flug von insgesamt 26 Stunden mit 2 Stopovers in San Francisco (USA) und Auckland (Neuseeland), war ich nun endlich am... Moment, der Weg ist das Ziel? In diesem Falle wohl eher nicht! ...Ziel angekommen. Mein Bruder wartete bereits mit seiner Freundin am Flughafen, um mich dort abzuholen.



Wir fuhren gemeinsam zu unserer Unterkunft – „Toni’s Guest House“. Toni ist ein britischer Zuwanderer, der eine tongaische Frau (Leni) geheiratet hat und dort den stetigen Ausbau seines Tourismus-Geschäftes betreibt. Toni ist ein sehr witziger Brite, der seinen Urlaubern in die Kunst der traditionellen Kava-Rituale einweiht. „For T$ 10 (Tonga Dollar/ Paanga) you can drink as much Kava as you can.“ Dazu fällt mir nur ein: I couldn’t drink as much as I would have needed! Geplagt war ich sowieso von einem Jetlag und hatte meine Mühe in Polynesiens unendlichem Blau zurechtzukommen. Mein Körper gewöhnte sich aber relativ schnell an den neuen Rhythmus und so konnte ich nach 2 Tagen Halbschlaf die Hauptstadt Tongas erkunden. Wellblechhütten zogen sich ringförmig um den Stadtkern, der durch ebenfalls mehr oder weniger glänzende Fassaden beeindruckte. Ich dachte mir, dass es wohl an den Aufständen aus dem Jahre 2006 liegen würde. Die Bevölkerung im Königreich Tonga ist vergleichsweise arm im Gegensatz zur herrschenden Obrigkeit. Die letzte absolute Monarchie wurde hiermit aufgefordert für mehr Transparenz in der Politik zu sorgen. Diese Armut äußert sich in Gesundheitssystem, Bildung und Wirtschaft. Tongas Bevölkerung zählt zu einer der schwersten auf unserem Planeten, doch ist es kein Wunder bei so viel Fast Food, gezuckerten Softdrinks und pausenlosem Spanferkel. Wir fuhren mit einem alten Honda, welcher als Taxi getarnt war, mit geringer Geschwindigkeit und viel Lärm aus dem Radlager kommend, zu einem der schönsten Sandstrände auf der Hauptinsel Tongatapu. Ich war fasziniert von den vielen Einsiedlerkrebsen, Riffhaien und Korallen, die durch die Sonne und dem weißen Sandstrand grell und bunt schillerten. Auf dem Rückweg fuhren wir an einer Bananenplantage vorbei, aus der ein kleines Ferkel sprang. Der Taxifahrer steuerte aber - anstatt auszuweichen oder zu bremsen - geradewegs darauf zu und überfuhr es. Ohne darüber nachzudenken, stieg er zielsicher aus dem Auto, packte das kleine Schwein an seinen Fußfesseln und warf es in den Kofferraum. Er gab uns zu verstehen, dass es kein Problem sei, was ich mir aber auch schon anhand seiner Körpersprache selbstgedeutet hatte. Wir fuhren weiter in Richtung Unterkunft und er erzählte uns von den abendlichen Barbecues. Diese hätten Tradition und wilde Hausschweine gäbe es auf der ganzen Insel. Forscher haben herausgefunden, dass diese Schweine aus dem heutigen Vietnam abstammen. Nach einigen netten Erlebnissen, vielen Stunden am Strand unter der Sonne entschlossen wir uns mit einer Fähre auf die Ha’apai Inselgruppe nach Pangai zu fahren. Gerüchten zu folge galten die Fähren als marode und unzuverlässig. Wir hörten von einem Schiff, dessen Motor sich ohne Vorankündigung inmitten des pazifischen Ozeans spontan abschaltet. Tongas Fähren kommen normaler Weise aus Neuseeland. Sie werden dort aufgrund ihres hohen Alters ausgemustert. Die Überfahrt von Tongatapu bis nach Ha’apai (Pangai) sollte ca. 10 Stunden dauern und umfasste nichtgeschützte Abschnitte. Wir fuhren also über den offenen Südpazifik. Nichtsdestotrotz stürzten wir uns in das Abenteuer. Unser Schiff, die „Pulupaki“ war sehr unkomfortabel und für diese große Anzahl von Menschen gar nicht ausgelegt. Beim Betreten des Schiffes waren bereits nach wenigen Zugestiegenen alle Sitzplätze belegt. Wir suchten deshalb Schutz unter der Brücke auf dem Deck, was sich auch im späteren Verlauf der Überfahrt als die bessere Wahl herausstellte.


Quelle: http://www.vavau.to/images/news190.jpg

16:00 Uhr war Abfahrt und 3 Menschen in einer sehr angespannten Haltung. Große Augen, zitternde Knie, Angstschweiß. Schon nach kurzer Zeit begann das Schiff stark zu schaukeln, ein Seegang, wie ich ihn noch nie erlebte, sollte sich ankündigen. Selbst die Tongaer mit ihrer eher dunklen Hautfarbe, bekamen allmählich grüne Gesichter. Nach ca. 2 Stunden waren wir dann auf dem offenen Ozean, was ich nicht nur spüren, sondern auch riechen sollte. Es wurde vomiert. Zum Glück saßen wir nicht im Passagierabteil und zum Glück konnte ich mir den Gang zur Toilette aufsparen. Ich war vermutlich auch der Einzige, der sich nicht übergab - meinen Bruder und seine Freundin hatte es auf jeden Fall erwischt. Doch trotz aller Übelkeit, gab es einzigartige Naturschauspiele zu beobachten. So tummelten sich Delfine rund um die Pulupaki und schwammen eine Weile in der Bugwelle mit. Des Weiteren konnte ich einen Schwarm fliegender Fische bei ihren Gleitflügen bestaunen. Bloß der erhoffte „wale watch“ blieb leider aus. Wir fuhren weiter und nach ca. 8 Stunden beruhigte sich die See, erste Haltestellen lagen voraus. Hierzu hielt die Fähre in Tiefwasser, sodass die Passagiere mit kleinen Booten an Land geholt werden konnten. Nach 10 Stunden war es dann zum Glück vorüber. Wir schwankten vom Boot und suchten uns eine Unterkunft. Unsere Wahl viel auf „Fifita Guesthouse“. Es war wahrscheinlich nicht die einzige Unterkunft, die um 24:00 Uhr auf die Fähre und somit Gäste wartete, aber die dafür am schnellsten zu erreichende. Wir verbrachten dort einige Tage und lernten Roland kennen. Die Einheimischen nannten ihn „Lolani“. Er trank gern zur Abwechslung, nicht so gern aber das einheimische Bier „Ikale“. Roland kommt ursprünglich aus Roitzsch, ein Ort zwischen Bitterfeld und Halle. Er war der Hausmeister eines Resorts, das einem Amerikaner gehörte und meistens allein auf dieser Insel. Ab und zu nahm er sich Gäste mit auf Teleki’vavau. Wie auch uns. Am Tag der Abreise verabredeten wir uns auf dem Obst- und Gemüsemarkt, wo auch sein Boot vor Anker lag. Es galt Einkäufe für die nächsten 14 Tage zu erledigen, denn dort gab es nur Kokosnüsse, Papaya und eine kartoffelähnliche Wurzel (Tara), die aber aufgrund des hohen Meeresspiegels kaum gedeihte.



Es ging also wieder raus aufs Meer. Diesmal mit einem 2 motorigen Boot mit einer Menge PS. Dies schlug sich im Benzinverbrauch nieder und so kostete nach Angaben von Lolani eine Fahrt ca. 1000 US Dollar. Das entspricht ca. 730€. Benzin ist auf Tonga teuer! Die Überfahrt verlief problemlos, aber leider bekam ich schon wieder keinen Wal zu Gesicht. Nur Delfine, Wellen und uns 4.



Wir ankerten ca. 150m vor Land und mussten den Rest schwimmen. Lolani machte uns Angst und erzählte von 6m langen Tigerhaien, während er in seinem Kayak davonpaddelte.

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