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Dienstag, 19. August 2014

Der Gehalt des Alleinseins - begleitet von Hermann Hesse


Das Alleinsein


 

Das Alleinsein gilt in der heutigen Zeit, als eher ungewöhnlich. Denn egal wo wir uns befinden, wirklich allein sind wir selten. Überall sind wir vernetzt zur Außenwelt, es herrscht ein regelrechter Vernetzungswahn, am besten global und mit jedem.
Wir sollen immer auf dem Laufenden bleiben und tragen ebenfalls dazu bei, dass auch Andere stets über uns informiert sind. Ob wir alleine zu Hause sind oder von einem Termin zum Nächsten rennen, morgens in der Bahn oder allein in der Natur können wir in Zeiten des Internets und der steigenden Mobilität immer Teilhabe anderer ermöglichen.
Aber gibt es nicht auch gute Gründe für das Alleinsein?
Alleinsein bedeutet nicht gleich Einsamkeit, Alleinsein ist ein äußerer Zustand, wobei Einsamkeit ein Gefühl beschreibt, welches sogar in Gesellschaft empfunden werden kann.
Tatsächlich fällt es jedoch vielen schwer allein zu sein und sträuben sich.
Eventuell aus dem Grund, dass sie zwar keine Angst vor dem Alleinsein haben, jedoch die Anwesenheit in einer Gesellschaft vorziehen. Schließlich sind wir nach Aristoteles das gesellige Wesen – Vieles macht mit anderen mehr Spaß. Haben wir die Wahl, machen wir meist lieber was mit anderen zusammen, denn sich mit anderen auszutauschen macht unser Leben bunter und bereichert uns.



„Nichts auf der Welt ist dem Menschen mehr zuwider, als den Weg zu gehen, der ihn zu sich selber führt.“
- Hermann Hesse, Demian



Nietzsche beschreibt das Alleinsein als Quelle freier, ungetrübter Gedanken. Die Wissenschaft scheint zu bestätigen, dass das Alleinsein die Kreativität fördert.
Viele kreative Köpfe, wie Autoren, Dichter, Künstler, Komponisten und Designer schätzen die Kraft des Alleinseins und benötigen den Schmerz der Einsamkeit.
Das Alleinsein hat den Vorteil, dass man frei über seine Zeit verfügt und sich nach niemanden richten muss, dadurch haben wir mehr Freiraum und sind unabhängiger.
Wir werden durch das Alleinsein auf uns selbst zurückgeworfen und setzten uns mit uns selbst auseinander – nehmen uns anders wahr und können uns gezielt auf die Dinge fokussieren, die uns beschäftigen.



„Es gibt keine Wirklichkeit als die, die wir in uns haben.“
- Hermann Hesse, Demian




Der Prozess des Alleinseins


Schnell langweilen wir uns, wenn am Abend Nichts ansteht oder unser Smartphone Akku unterwegs leer ist und vor Angst nicht allein da zu stehen, hangeln sich viele von einer Beziehung in die nächste.
Die Vernetzung in die ganze Welt bietet uns allerlei Möglichkeiten, doch im gleichen Zuge schränkt es uns ein und nimmt uns Freiraum.

Man kann die Kunst des produktiven ALLEINSEINS jedoch erlernen.
Nietzsche zufolge gilt dies einer ersten Auseinandersetzung mit uns selbst, bei der wir meist erst der Langweile verfallen. Wir müssen diese Wirkung abwarten, das Nichts-mit-sich-anfangen-Können überwinden und die ’Windstille’ der Seele ertragen. Auch wenn es anfangs schwer fällt, können wir lernen den Zugang zu unserer selbst zu erbahnen, wir lernen das Alleinsein zu schätzen und es als Quelle erfüllender Selbsterfahrung zu nutzen.



„Nur im Alleinsein können wir uns selber finden. Alleinsein ist nicht Einsamkeit, sie ist das größte Abenteuer.“
-Hermann Hesse




ATTENTION!


Beschränken wir uns zu sehr auf das Alleinsein, ist die Folge, dass niemand da ist, der einem was Gutes tun kann. Durch das zu lange Einigeln entsteht eine zwanghafte Einsamkeit, wir drohen uns von der Welt abzuschottet und uns von unseren Mitmenschen zu entfernt.
Sich von allen anderen zurückzuziehen, weil man schmerzhafte Erfahrungen mit sozialen Beziehungen gemacht hat, kann zu einem Teufelskreis der Isolation führen. Wer sich in seinem Alleinsein einnistet, weiß mit anderen irgendwann nicht mehr umzugehen.
Alleinsein ist nur schön als Abwechslung von der Gesellschaft, um sich als eigenständige Person wahrzunehmen. 





„Einsamkeit ist Unabhängigkeit, ich hatte sie mir gewünscht und mir erworben in langen Jahren. Sie war kalt, o ja sie war aber auch still, wunderbar still und groß wie der kalte stille Raum, in dem die Sterne sich drehen.“
-Hermann Hesse, Der Steppenwolf

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