Zwischen den Reihen aus Ingenieuren, Ökofritzen, Hobbyfotografen und Hochschulsportlern gibt es sie doch: Die schreibende Zunft an der HS Merseburg. Das COMM. Hat sich einen Schreiberling herausgepickt – Julius Späte hat sogar einen ganz eigenen Verlag an der Hand.
Ich habe während meines Studiums ein Praktikum in einem
soziokulturellen Zentrum in Leipzig gemacht. Dort habe ich vier Jahre zuvor mit
den Jugendlichen unter anderem eine Schreibwerkstatt gegründet und wir wurden mit
Geldern der Bürgerstiftung Leipzig gefördert, aus den dort entstehenden Texten
ein Buch zu veröffentlichen. Leider hat
sich kein Verlag dazu bereit erklärt, es zu verlegen. Also habe ich kurzerhand
selber einen gegründet.
Das klingt so einfach.
Das Gründen an sich ging tatsächlich schnell. Danach kam die
ganze Arbeit auf mich zu. Ich habe mir ein etwas anderes Format für mein
Projekt überlegt. Bei vielen Verlagen ist es ja so, dass der Autor den Druck
noch bezuschussen muss. Das wollte ich nicht so. Ich wollte einen fairen Verlag
und zahle deswegen alle veröffentlichte Bücher größtenteils aus eigener Tasche.
Erzähl uns über ein paar deiner Veröffentlichungen!
Eins der drei Bücher meines Verlages stammt aus eigener Feder. Momentan
geht ein Band in den Druck, der sich vor allem mit Kapitalismuskritik
beschäftigt. Auch philosophische Gedanken und Ansätze verarbeite ich gerne. Das
erste Buch war eine Anthologie aus meiner alten Schreibwerkstatt in Leipzig. Das
zweite hat ein Mädchen aus meiner alten Schreibwerkstatt veröffentlicht – es
heißt „In den Armen des Regens“ von Ganna Renkachyshska. Das besondere an meinem Verlagi ist noch, dass
ich ausschließlich Lyrik veröffentliche.
Das ist ziemlich selten. Warum hast du dich bewusst gegen
Prosa entschieden?
Lyrik ist pure Kunst. Sie ist zwar nicht so massentauglich
wie Romane und Co., aber dafür braucht sie auch keine so hohe Auflage.
Wie hast du zum Schreiben gefunden?
Das klingt ein wenig klischeehaft, aber der Auslöser für
meine Schreiberei war tatsächlich der erste Liebeskummer mit 14. Ich habe
damals nicht viel gelesen, die Texte kamen eher aus der Musik. Den pubertäre
Aspekt an meiner Schreibentwicklung fand ich aber ziemlich interessant. Wie
kann Lyrik mir bei meiner Selbstfindung helfen? Was macht sie mit meinem jungen
Kopf? Das habe ich auch am Ende meines Studiums in meiner Bachelorarbeit
behandelt.
Du hast Soziale Arbeit studiert, jetzt setzt du einen Master
in Angewandten Kultur- und Medienwissenschaften drauf. Inwieweit hat dein
Studium dein Schreiben, deine Verlagsarbeit beeinflusst?
Den Verlag habe ich ja bereits vor dem Studium gegründet.
Ich muss sagen, dass mich das Studium momentan sogar eher vom Schreiben abhält.
Soziale Arbeit habe ich mehr oder weniger deswegen gewählt, dass ich auch etwas
„Handfestes“ habe, das ich meinen Eltern vorweisen kann. Mit Literatur Geld zu
verdienen, das geht nämlich nur schlecht.
Erzähl uns noch ein bisschen mehr über deine Schreibwerkstatt.
Wie sieht die Arbeit mit Literatur und Jugendlichen aus?
Die Schreibwerkstatt gründete ich 2009. Ich hatte zuvor
einige Schreibworkshops an einer Schule gehalten und konnte ein paar der
Teilnehmer daraus in das soziokulturelle Zentrum ziehen. Das Konzept war, dass
die Kinder und Jugendlichen wirklich das Schreiben lernen – wir schrieben Texte in den wöchentlichen Treffen und haben
sie anschließend besprochen, Schreibübungen gemacht und gespielt. Leider kamen
außer den Workshopteilnehmern keine
neuen Mitglieder nach und so hat sich das Ganze irgendwann verdünnt, bis
wir es schließlich beendet haben. Das war sehr schade, denn das war eine gute
Sache. Wenn irgendjemand Lust hat, eine solche Schreibwerkstatt noch einmal auf
die Beine zu stellen, soll er sich melden. Ich würde auf dem Gebiet Schreib-
und Poesiepädagogik gerne noch weiterforschen.
INFOKASTEN BLOG
Achtung, Achtung. Julius besitzt auch noch einen eigenen
Blog, der dreimal die Woche mit neuem „Lyrikstoff“ gefüttert wird. Schaut rein: julius-spaete.de
INFOKASTEN JULIUS
Julius Späte wurde 1988 in Leipzig geboren. Nach einem Bachelor der Sozialen Arbeit an der HS Merseburg studiert er nun die Angewandten Kultur- und Medienwissenschaften im Bachelor – in fünf Jahren würde er gerne promovieren. Er ist tätig als freischaffender Künstler, Inhaber des Sternensammler Verlages e. V., Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller und der Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik. Sein Lieblingsautor ist Charles Bukowski.
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