Donnerstag, 26. Juni 2014

Der Junge im gestreiften Pyjama - Ein Vergleich zwischen Buch und Film


Der Schrecken des Nationalsozialismus aus der Sicht eines kleinen Jungen, der die Ausmaße der damaligen Geschehnisse noch nicht begreifen kann und so den Leser benommen und bedrückt zurücklässt.

Das Buch „Der Junge im Gestreiften Pyjama“ von John Boyne aus dem Jahr 2006 erzählt die Geschichte eines neunjährigen Jungen, dessen Vater SS-Offizier und Kommandant eines Konzentrationslagers im Zweiten Weltkrieg ist. In seinen jungen Jahren ist er noch nicht in der Lage die Gräuel des Nationalsozialismus zu verstehen und freundet sich, nachdem sein Vater von Berlin nach Auschwitz kommandiert wurde, mit einem jüdischen Jungen an, der dort im Konzentrationslager untergebracht ist. Die Familie wohnt direkt an der Grenze zu dem Lager und so verbringt Bruno seine Tage damit auf dem Grundstück herumzulaufen und trifft eines Tages am Zaun auf den gleichaltrigen Schmuel, der seinen Vater nicht finden kann. Seit ihrem ersten Zusammentreffen verabreden sich die beiden Kinder jeden Nachmittag an dem Zaun um miteinander zu reden oder sich Spiele auszudenken. Nachdem Brunos Mutter entschieden hat nach Berlin zurückzukehren, entschließt sich Bruno seinem Freund Schmuel dabei zu helfen, seinen Vater zu finden. Er gelangt, nachdem er seine normale Kleidung gegen die Häftlingskleidung Schmuels getauscht hat, durch ein Loch im Zaun auf die andere Seite. Was dort passiert, hatte keiner erwartet.

Die kindlich-naive Perspektive des kleinen Bruno lässt den Leser das schreckliche Ausmaß des Nationalsozialismus stärker und bisweilen auch verstörender spüren. Obwohl das Buch als Jugendbuch ausgezeichnet ist, so kann man es besser verstehen, wenn man über die damaligen Verhältnisse Bescheid weiß. Gerade die „Leerstellen“ des Buches lassen dem Leser Raum zur Interpretation, zu der ein Kind höchstwahrscheinlich nicht in der Lage ist. Es ist ein Buch, welches den Leser nachdenklich und mit einem Gefühl der Benommenheit zurück lässt. Und erneut ist es unmöglich, die schrecklichen Ausmaße des 3. Reichs zu verstehen.

Die Verfilmung des Buches erschien 2009 in den deutschen Kinos. Obwohl die beiden Kinderdarsteller Asa Butterfiled (Bruno) und Jack Scanlon (Schmuel) sehr eindringlich und überzeugend spielen, so berührt das Buch am Ende mehr als der Film. Ein Vorteil des Films ist die britische Produktion, da amerikanische Filme den zweiten Weltkrieg oft zu pathetisch behandeln. Der europäische Film schlägt meist eine Brücke zwischen Rührung, Ernsthaftigkeit und Realismus.

Das Buch ist also eine klare Empfehlung, wohingegen der Film kein Muss, aber sehenswert ist. Beides kann innerhalb von 90 Minuten gelesen, bzw. gesehen werden. Das Buch umfasst knapp 270 Seiten und ist groß gedruckt. Welche der beiden Umsetzungen letzten Endes besser gefällt, ist wie immer eine Frage des Geschmacks.

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